Industriekultur in Bad Vilbel (Quellen A-F)


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Quellennachweis der Fotos (die Quellennachweise wurden in den Metadaten der Fotos hinterlegt):

Vilbeler Mineralbrunnen-Archiv Stefan Kunz, Bad Vilbel (VMASK) – Archiv Luisen-Brunnen Otto Weihl, Bad Vilbel (ALBOW) (heute im HMA) – Hassia-Mineralquellen-Archiv, Bad Vilbel (HMA) – Stadtarchiv Bad Vilbel (StABV) – Willi Schmidt, Bad Vilbel – Eugen Appel, Rosbach v.d.H. – Rüdiger Bueble, Bad Vilbel – Georg Dittmar, Bad Vilbel – Heinz Leiß, Bergen-Enkheim – Emilie Selzer, Bad Vilbel – Michael Strauch, Bad Vilbel

Hinweis: Ergänzende Informationen zur Quellengeschichte Bad Vilbels finden sich auch im Brunnen- und Bädermuseum der Stadt.


Mineralquellen

Die wichtigsten Bodenschätze Bad Vilbels waren und sind die Mineralquellen, sie haben nachhaltige Spuren im Stadtbild hinterlassen. Rund um das Alte Rathaus – ehemals zugleich Marktplatz und Gemeindemittelpunkt – entwickelte sich die ursprüngliche Mineralbrunnenindustrie in einer in Deutschland einzigartigen Vielfalt. Dieses Gewerbe sicherte zahlreichen Einwohnern den Lebensunterhalt.

Darüber hinaus prägt diese Industrie bis auf den heutigen Tag das Stadtbild. Zunächst durch ihre Eingriffe in die historisch gewachsene Bausubstanz im Zuge der Expansion der einzelnen Brunnenbetriebe in der Innenstadt. Und später durch die Umnutzung der baulichen Hinterlassenschaften der einzelnen Firmen, denen der innerstädtische Raum inzwischen viel zu eng geworden war und die an die Platz bietende Peripherie der Stadt umsiedelten.

Heute existiert nur noch einer von einst 28 verschiedenen Betrieben. In den vergangenen Jahren wurde in der Stadt eine Aktion gestartet, sich dieser Besonderheit zu erinnern. Hierzu wurden Keramikplatten hergestellt, die vor den ehemaligen Betrieben in den Bürgersteig eingelassen wurden. Die Platten tragen den Firmennamen, den Namen des ursprünglichen Geschäftsgründers und das Gründungsjahr des jeweiligen Brunnenbetriebes.

Weiterführende historische und vertiefende Informationen können den nachfolgenden Seiten entnommen werden.

Hinweis: Die nachfolgend genannten Quellenbetriebe sind hier alphabetisch gegliedert. Die Fotopaare stellen einen Alt-Neu-Vergleich dar.



Adrian-Sprudel

Gründung einer Mineralwasserhandlung im Mai 1902 durch Johannes Adrian und Nutzung eines Hofbrunnens.
Umzug in die Friedberger Straße 55 im Jahr 1909.

Erster Betriebsstandort - Friedberger Straße 14


Grabung und Anlegung eines neuen Hofbrunnens um 1908/09. Erbohrung einer Mineralquelle im Jahr 1928. Ab 1929 Adrian-Heilquelle und ab 1936 Adrian-Sprudel. Von 1950 bis 1964 an Willy Bender und Martin Kinnel verpachtet. Stilllegung des Betriebes im Winter 1964 nach Ablauf des Pachtvertrages mit den Eigentümern, der Familie Adrian/Jaspert. Ab Mai 1993 sind die Gebäude abgerissen und das Grundstück neu bebaut worden.

 Zweiter Betriebsstandort - Friedberger Straße 55



Astra-Quelle

Gründung einer Mineralwasserhandlung im Januar 1875 durch Philipp Karl Glück. Handel mit Mineralwasser der späteren Ludwig-Quelle. Ab 1895 Nutzung eines eigenen Hofbrunnens. 1920 Übernahme des Geschäfts durch Glücks Schwiegersohn Otto Schmidt. Erbohrung weiterer Mineralquellen in den Jahren 1927 und 1959. Ab 1927 Astra-Quelle. Verlegung des Betriebes in die Feststraße 9 im Jahr 1961. 1969 Anerkennung als Heilwasser. Das Wohnhaus sowie das Produktionsgebäude sind für Wohnzwecke modernisiert und umgebaut worden.

Erster Betriebsstandort - Friedberger Straße 30


Verlegung des Betriebes in die Feststraße 9 im Jahr 1961. Die Produktionsgebäude sind bis heute baulich kaum verändert worden.

Zweiter Betriebsstandort - Feststraße 9


Standortverlagerung in das Industriegebiet Im Rosengarten 25 im Jahr 1977. Errichtung einer Anlage für die Abfüllung von PET-Einwegflaschen auf dem benachbarten Grundstück Im Rosengarten 21 im Jahr 2001. Bis zur Betriebsschließung Ende Oktober 2007 im Eigentum der Familie Schmidt. Die Produktionsgebäude sind baulich kaum verändert worden.

Dritter Betriebsstandort - Im Rosengarten 25


Produktionsstandort - Im Rosengarten 21



Barbarossa-Brunnen

Gründung eines Mineralbrunnenbetriebes mit der Bezeichnung Barbarossa-Brunnen Vilbeler Felsenquelle im Mai 1929 durch den Gastwirt Heinrich Schuchmann. Nutzung einer Mineralquelle. 1930 wird der Betrieb an die Frankfurter Familie Lorch verkauft und an Kurt Baehr verpachtet. Im Frühjahr 1933 erfolgt die Schließung. Das Wohnhaus ist noch vorhanden.

Lohstraße 18



Brod’scher-Sprudel

Erschließung eines stark kohlensäurehaltigen Sprudels nach zweijähriger Bohrarbeit im Juli 1900 durch Carl Brod. Der Sprudel erhält den Namen Victoria-Melita-Sprudel und ab 1905 die Bezeichnung Brod’scher-Sprudel. Anerkennung als Heilquelle mit Heilquellenschutzgebiet im Jahr 1910. Brod errichtet in seinem Haus Badeeinrichtungen und verabreicht die ersten Kurbäder. Er legt damit den Grundstein für das spätere Kurbad Vilbel. Das überschüssige Kohlenstoffdioxid wird ab 1914 durch eine Leitung zum neuerrichteten Kohlensäurewerk am Nordbahnhof geleitet, dort verflüssigt, in Stahlflaschen gefüllt und in den Handel gebracht. Vom 10. auf den 11. November 1935 versiegt der Sprudel, nachdem er zuvor schon mehrmals kurzzeitig ausgeblieben war. Die Fassade des Wohnhauses ist 2011 neu gestaltet worden.

Marktplatz 11



Chattia-Quelle

Gründung einer Mineralwasserhandlung im Januar 1875 durch Franz Burkhardt Schmidt. Handel mit Mineralwasser der späteren Ludwig-Quelle.
Ab 1892 Nutzung eines Hofbrunnens. 1909 Übernahme des Geschäfts durch Schmidts Schwiegersohn Fritz Klöss. Erbohrung von Mineralquellen in den Jahren 1927 und 1942/43. Ab 1927 Chattia-Quelle. Das Wohnhaus sowie das Produktionsgebäude sind baulich kaum verändert worden.

Erster Betriebsstandort - Schulstraße 21


1938 Standortverlagerung in die Schulstraße 26 - 28. Beschlagnahmung des neuen Betriebes durch die amerikanischen Besatzungstruppen für die Abfüllung von Coca-Cola zwischen dem 16. Juli 1945 und dem 1. November 1947. Anschließend erhält die Chattia-Quelle ihr Betriebsgrundstück wieder vollständig zurück. Zwischen 1951 und Ende 1954 wird neben der Abfüllung von Chattia-Quelle-Produkten die Lohnabfüllung von Canada Dry und von Oktober 1959 bis Juni 1966 die Abfüllung von 7up für die in Deutschland stationierten US-Streitkräfte übernommen. Betriebsstilllegung im Jahr 1983.
1985 werden die ehemaligen Produktionsgebäude abgerissen und das gesamte Grundstück am Chattenweg mit Wohnhäusern bebaut.

Zweiter Betriebsstandort - Schulstraße 26 - 28



Dr. Lenz-Quelle

Gründung eines Mineralbrunnenbetriebes mit der Bezeichnung Dr. Lenz-Quelle im Mai 1929 durch den Tierarzt Dr. Ernst Lenz. Nutzung einer Mineralquelle. Verpachtung des Betriebes ab Januar 1937 an August Fritz aus Frankfurt-Harheim. Bei einem Bombenangriff am 2. März 1944 wird der Betrieb zerstört und der Pächter kommt ums Leben. Die letzten Gebäudeteile des Brunnenbetriebes verschwinden in den 1950er Jahren, als die Kasseler Straße angelegt wird.

Frankfurter Straße 130



Dora-Brunnen

Gründung einer Mineralwasserhandlung im März 1876 durch Philipp Karl Heinrich Vömel. Vermutlich Handel mit Mineralwasser der späteren Ludwig-Quelle. Ab 1903 Nutzung eines Hofbrunnens. Von 1929 bis etwa 1937 Dora-Brunnen und anschließend stillgelegt. Das Wohnhaus sowie die Scheune, in der sich die Füllhalle befand, sind baulich umgestaltet worden.

Feststraße 13



Elfen-Quelle

Gründung eines Mineralbrunnenbetriebes mit der Bezeichnung Elfen-Quelle im September 1929 durch den Landwirt Otto Müller und Nutzung einer Mineralquelle. Die Bohrung geschieht durch den Fußboden im Wohnzimmer! Kriegs- und erntebedingt erfolgt bereits im Sommer 1942 die Stilllegung des Betriebes. Otto Müller überträgt den größeren Teil des Grundstücks an den benachbarten Hassia-Sprudel. Hassia errichtet zwischen 1955 und 1964 an Stelle der alten landwirtschaftlichen Bauten, in Erweiterung seines eigenen Betriebes, moderne Produktionsgebäude. Das denkmalgeschützte Wohnhaus, in dem sich einst das Gasthaus und die Brauerei Zum goldenen Engel befanden, ist noch vorhanden.

Frankfurter Straße 4



Elisabethen-Quelle

Gründung eines Mineralbrunnenbetriebes im Juli 1872 durch Christoph Heinrich Beurer und Nutzung einer Mineralquelle. Von 1903 bis 1923 Verpachtung an die Gebrüder Heinrich und Johannes May. Ab 1905 Elisabethen-Quelle. Vertiefung der Mineralquelle im Jahr 1919. 1923 Übernahme der Abfüllung durch Friedrich Wilhelm Dittmar, der das Grundstück bereits 1903 erworben hatte. 1969 Verlegung des Abfüllbetriebes nach Bad Vilbel-Gronau. Im Januar 2001 beginnen der Abbruch und die Neubebauung des Grundstücks. Das alte Wohnhaus, in dem sich einst die Brauerei und Gastwirtschaft Zum schwarzen Bären befand, ist noch vorhanden.

Erster Betriebsstandort - Frankfurter Straße 10


Erbohrung des Gronaris-Sprudels im Jahr 1935 im Auftrag der Vilbeler Elisabethen-Quelle. 1938/39 Fassung des Sprudels und Inbetriebnahme einer Kohlensäureverflüssigungsanlage. Aufnahme der Mineralwasserabfüllung im Jahr 1955. Verlegung einer unterirdischen Mineralwasserleitung und Betriebsverlagerung der Elisabethen-Quelle von Bad Vilbel nach Gronau zwischen 1968 und 1969. Die Betriebsstilllegung und der Verkauf des Unternehmens erfolgt Ende 1978. Umwidmung des Geländes für die Wohnbebauung ab 2002/03. Heute erinnert die Straße Am Gronaris-Sprudel an den einstigen Brunnenbetrieb.

Zweiter Produktionsstandort und Zweigbetrieb der Elisabethen-Quelle - Gronaris-Sprudel, Dortelweiler Straße 17, Gronau



Frankfurter Kohlensäurewerk

1914 als Frankfurter Kohlensäurewerk der Gewerkschaft Wahle I am Nordbahnhof in Vilbel in Betrieb genommen. Verwendung der Quellenkohlensäure des Brod’schen Sprudels von 1914 bis 1935. 1930 Erbohrung des Friedrich-Karl-Sprudels unter Direktor Dr. Albert Vogelsberger und Verwendung der Quellenkohlensäure des Friedrich-Karl-Sprudels ab 1936. Ende der Quellenkohlensäuregewinnung im Jahr 2004 und Stilllegung der Betriebsstätte.
Abriss der Gebäude und die Neubebauung des Grundstücks im Jahr 2009.

Ansicht Dieselstraße 26


Ansicht Friedberger Straße 77a


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